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hatten auch die Schweden wegen der zurücke gehenden Kayserlichen macht nicht lange zeit, als wurde beiderseits vom accord1) gehandelt und nach dreitägiger handelunge die stadt aufgegeben. Denen herren Schweden wurde gegeben zur rancion2) der stadt 16000 thlr. baargeld und 16000 thlr. an tuch und schuen, und wurde ein regiment Schwedische völcker in die stadt und auf die burgk geleget. Ehe die Schwed. armada von der stadt wegging, wurden vorher die ar-tollerey welches 100 stück geschüz waren hineingeführet, stunden so lange auf dem Anger bis sie mit guter manier konten nachgeführet werden.
Das regiment volck solte zwart dem accord nach auf dem lande liegend bleiben und nicht in die stadt kommen, nachdem aber die Keyserliche armada sich zu nahe ins gehege begeben wolle, zog dasselbe anno 1637 den tag Mariae Lichtmes (2. Febr.) gegen abend als schone temmerunge war hinein und blieb so lange drinne bis der friede gemacht wurde.
Falckenstein’sche Chronik.
53. Das Erfurter Friedensfeit.
(1650.)
Heuer zeigten die grünen Maien, mit Welchen man zu Pfingsten die Kirchen schmückte, zum ersten Male keine roten Blutströpschen mehr. Bisher Hatte man dieses traurige Himmelszeichen, das die Fortsetzung des unheilvollen Krieges verkünden sollte, in jedem Frühling neu an dem jungen Blätterschmuck der Birken erspäht.
Der Frieden War Wirklich da! Er War nach dreißig langen Kriegsjahren endlich Wieder in Deutschland eingezogen. Die meisten der Lebenden freilich kannten ihn nicht, und die Wenigen Alten, welche noch lebten und die Schrecknisse des Krieges überdauert hatten, erinnerten sich seiner nur aus ihrer Jugend.
Wie überall im deutschen Lande, so rüstete man sich Mitte September 1650 auch in Ersnrt, die Wiederkehr des Friedens festlich zu begehen. Nachdem die letzten Truppen der schwedischen Besatzung — 690 Mann mit 655 Frauen und 916 Kindern — aus mehr als 80 Wagen und mit 300 Pferden die Stadt verlassen hatten, begann auf Anordnung eines Hohen und Ehrbaren Rates ein Mehrtägiges Dankfest. In der Frühe des ersten Festtages donnerten die Wallgeschütze über die Stadt und weckten die Bürger aus ihrem ruhigen Schlafe. Doch nicht angstvoll horchten sie diesmal aus! In das Brüllen der Geschütze mischte sich kräftiger Posannenfchall. Wie Engelsgesang aus Himmelshöhen ertönte vom naben Kirchturm der uralte Lobgesang:
„Allein Gott in der Höh' sei Ehr Und Dank für feine Gnade,"
l) accord Vergleich; 2) rancion — Lösegeld.
i
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Extrahierte Ortsnamen: Mariae_Lichtmes Deutschland
11. Der Berliner Kongreß.
101
setzt und es verliert, wenn das Unternehmen mißlingt. Aber auch die Unternehmer selbst hatten Schuld an der Unzufriedenheit der Arbeiter. Aus allen Gegenden zogen sie fremde Arbeiter heran, ohne für deren ausreichende Wohnungsgelegenheit zu sorgen. In Baracken und Kosthäusern Hausenweise untergebracht, von ihrer Verwandtschaft, ihrer Heimat getrennt, entbehrten die Arbeiter der nötigen Ruhe und Pflege nach vollbrachter Arbeit. So sind die Arbeiterbaracken die Brutstätten der Sozialdemokratie geworden. Der Niedergang der Industrie machte die Unzufriedenheit noch größer.
Wo die Fabrikherren sich nicht damit begnügten, den Arbeitern ihren Lohn zu zahlen, sondern für gute Wohnungen sorgten und sonstige Wohlfahrtseinrichtungen schufen, wie Kranken- und Unfallkassen, schlug die Sozialdemokratie nicht Wurzel. Unter den Arbeitgebern, die vorbildlich durch ihre Arbeiterfürsorge gewirkt haben, sind an erster Stelle zu nennen die Firma Krupp in Essen und Graf Ballestrem in Schlesien, Hösch, Schleicher-Schüll und Schöller in Düren, Brandts in München-Gladbach, Stumm in Neunkirchen, Villeroy & Boch in Mettlach.
Allgemeine Entrüstung im deutschen Volke erregten zwei Attentate auf das Leben des 81jährigen Kaisers im Jahre 1878, von denen das zweite eine mehrmonatige Dienstunfähigkeit des allbeliebten Monarchen zur Folge hatte.
Die deutsche Industrie beteiligte sich an der Weltausstellung in Paris 1878 und erzielte rühmliche Anerkennung. Von da ab datiert ein Wiederaufschwung von Handel und Verkehr, der bis 1883 anhielt1'
Das Jahr 1878 brachte den Abschluß eines Krieges zwischen Rußland und der Türkei (1877—1878).
Bis auf Prinz Eugen hatte sich vornehmlich Österreich der schweren Aufgabe angenommen, Europa gegen die Osmanen zu schützen. Nachdem die Kraft der Osmanen nicht mehr zu fürchten, trat Rußland auf den Plan. Schon Katharina Ii., als Gegnerin Friedrichs des Großen bekannt, träumte von der Eroberung Konstantinopels. Die Erfolge in dem griechischen Befreiungskämpfe (S. 57) schienen dieses Ziel in nächste Nähe zu rücken, aber der Krimkrieg (S. 76) warf Rußland wieder weit vom Ziele zurück. Da versuchte es 1877 von neuem sein Glück. Die Türkei wehrte
*) Albrecht Wirth, Weltgeschichte der Gegenwart S. 22 belegt die Umsätze des Welthandels durch Zahlen: Das Jahr 1877 zeigt eine Abnahme von 69 Million, das Jahr 1878 eine Zunahme von 1407 Million Mark.
11. Der Berliner Kongreß.
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Extrahierte Ortsnamen: Graf_Ballestrem Schlesien Hösch Schleicher-Schüll München-Gladbach Neunkirchen Mettlach Paris Europa Konstantinopels
5. Das Konsulat.
19
Inzwischen hatte sich auf Betreiben Rußlands in Europa eine zweite Koalition gegen Frankreich gebildet, der England, die Türkei, Österreich und die italienischen Staaten beigetreten waren. Veranlassung zur Bildung dieser Koalition waren für England und die Türkei der Einfall in Ägypten, für Rußland die Besitzergreifung Maltas — der Kaiser von Rußland war Schutzherr des Johanniter-Malteserordens —, für Österreich und die italienischen Staaten das Vorgehen der Franzosen in der Schweiz und in Italien. Von der Schweiz hatte das Direktorium den Kanton Gens zu einem französischen Departement und die übrigen Kantone zu einer Helvetischen Republik erklärt, in Italien den Kirchenstaat zu einer Römischen Republik, das Königreich Neapel zur Parthenopeischen Republik umgestaltet. Diese Republiken, wie auch die früher gegründeten, waren abhängig von Frankreich. Papst Pius Vi. wurde nach Frankreich gebracht; der König von Neapel war nach Sizilien geflohen. Bei der Benennung der neuen Republiken griff man auf das klassische Altertum zurück; Helvetia ist der lateinische Name für die Schweiz, Parthenope der älteste Name für Neapel. Die französischen Heere unterlagen meist den Heeren der Koalitionsmächte. In Süddeutschland drängte Erzherzog Karl von Österreich das französische Heer über den Rhein zurück, in Italien stürzten Österreicher und Russen bereinigt die neuen Republiken, in der Schweiz kämpften Österreicher und Russen mit wechselndem Erfolg. Der Versuch Englands und Rußlands, die Batavische Republik zu erobern, mißlang.
Bonaparte erhielt in Ägypten von diesen Vorgängen Kunde. Dazu kamen Nachrichten von der Mißwirtschaft und der Geldnot des Direktoriums im Innern Frankreichs. Rasch war sein Entschluß gefaßt, nach Europa zurückzukehren. Den General Kleber, aus Straßburg gebürtig, beauftragte er mit der Verwaltung Ägyptens und landete im Oktober 1799 in Frankreich ; Kleber wurde von einem Mohammedaner ermordet. Die Eroberung Ägyptens wurde aufgegeben, das französische Heer kehrte 1800 auf englischen Schiffen nach Frankreich zurück.
Der Zug nach Ägypten hatte in wissenschaftlicher Beziehung großem Erfolg als in politischer. Im Gefolge Napoleons waren namhafte Gelehrte, die unter dem Schutze der französischen Waffen die Tier- und Pflanzenwelt, die geographischen Eigentümlichkeiten, die Bauart und Technik des alten Pharaonenlandes studierten und vor allem sich mit der Entzifferung der Hieroglyphen befaßten. Dadurch ist die Staats- und Kulturgeschichte des ägyptischen Altertums bis in die Einzelheiten aufgedeckt worden.
5. Das Konsulat.
Innere Umgestaltung. Durch die Bestechlichkeit der Beamten und die unglückliche Kriegführung gegen die Heere der zweiten Koalition war das Direktorium in Frankreich so mißliebig geworden, daß General
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Frankreich England England Maltas Schweiz Italien Helvetischen_Republik Italien Neapel Parthenopeischen_Republik Frankreich Frankreich Neapel Sizilien Schweiz Neapel Rhein Italien Englands Batavische_Republik Frankreichs Europa Frankreich Frankreich Napoleons Frankreich
30
ü. Frankreich als Kaiserreich.
beherrschte, dem Empirestil, der auf die Formen des klassischen Altertums zurückgriff. (Fig. 4, 5, 8, 9, 17—20.) Neue Landstraßen wurden angelegt, alte instand gesetzt, Flußläufe reguliert. In dieser Beziehung ist Napoleon viel zu danken. Vierzig Jahre war er alt, als er auf der Höhe der Macht stand. Im Jahre 1769 war er zu Ajaccio auf der Insel Korsika als Sohn eines Advokaten geboren; ein Jahr früher war die Insel aus dem Besitz Genuas an Frankreich durch Eroberung übergegangen.
Den Herrn Europas schmerzte sehr, daß seine Gemahlin ihm keinen Thronfolger geschenkt hatte. Deshalb ließ er sich von ihr scheiden. Der französische Senat sprach die Scheidung aus, und das Erzbischöfliche Gericht von Paris erklärte, daß eine gültige Ehe zwischen Napoleon und Josephine nicht bestanden habe. Während der französischen Revolutionszeit waren in Frankreich viele Ehen nicht kirchlich eingesegnet worden, auch die Napoleons nicht. In der Nacht vor der Kaiserkrönung wurde die kirchliche Einsegnung nachgeholt. Dabei sollen die vom Konzil von Trient vorgeschriebenen Formen nicht beachtet worden sein. Außerdem erklärte Napoleon, ihm habe damals der Wille gefehlt, eine Ehe im Sinne der Kirche einzugehen. Der Papst wurde'nicht gefragt. Das Urteil des Erzbischöflichen Gerichts in Paris nahm Napoleon das letzte Hindernis der Trennung von seiner langjährigen Lebensgefährtin. Durch seinen Gesandten ließ er in Rußland um die Hand der Prinzessin Anna, der Schwester Alexanders I., anfragen. Nach langem Zögern erklärte Alexander, seine Mutter wolle vor Ablauf von zwei Jahren ihre Einwilligung nicht geben, da die Prinzessin erst sechzehn Jahre alt sei. Der österreichische Kaiser nahm die Werbung um seine Tochter Maria Luise um des Friedens willen an. So wurde Kaiser Franz der Schwiegervater seines größten Gegners..
,
6. Reformen in Preußen.
Die Kriege gegen Napoleon hatten gezeigt, daß das preußische Heer und die preußische Staatsverwaltung nicht mehr auf der Höhe standen wie zur Zeit Friedrichs des Großen.
Sollte die Zukunft bessere Erfolge bringen, so war vieles zu ändern. Friedrich Wilhelm Lh. wurde von Männern unterstützt, die mit starker Hand und mit offenem Auge die Erneuerung der Kräfte des Preußischen Staates herbeiführten.
Stein und Hardenberg. Der erste dieser Männer war Freiherr vom Stein. Seine Heimat ist Nassau. Mit 23 Jahren trat er in den preußischen Staatsdienst. Selbst von tiefer Religiosität durchdrungen und durch makellosen Wandel ausgezeichnet, hielt er sür seine erste Aufgabe, Religion und Sitte zu fördern.
Um dem Bauernstande aufzuhelfen, hob er 1807 die Erbuntertänigkeit auf. Die Landleute, die früher meist im Dienste des Gutsherrn
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Ajaccio Korsika Frankreich Europas Paris Frankreich Paris Nassau
110
Dar Zeitalter der religiösen Kämpfe 1519—1648.
immer knapper wurden und unter den Belagerten Hungersnot ausbrach. Endlich gelang es im Jahre 1535 den Bischöflichen unter Beihilfe von Verrätern, in die Stadt einzudringen und sie nach hartem Kampfe einzunehmen. Bockelson und seine Genossen wurden unter großen Martern hingerichtet, und noch heute sieht man an einem der Kirchtürme Münsters die eisernen Käfige, in denen man ihre Leichen aufgehängt hatte. Die Bevölkerung aber wurde wieder zum alten Glauben zurückgeführt.
Karls V. Kriege.
»egen Tunis § 117. Indessen hatte Karl v. eine Reihe äußerer Kriege zu führen,
und aiigicr- ^ldzüge unternahm er gegen die türkischen Seeräuber, welche von den
sogenannten Barbareskenstaaten Tunis und Algier aus das westliche Mittelmeer beherrschten, die Küsten unsicher machten und den Handel lahmlegten. Auf dem ersten Feldzug wurde Tuuis unter Beihilfe der sich empörenden Christensklaven genommen und große Beute gemacht. Dagegen mißglückte ein Zug gegen Algier völlig; Stürme vernichteten einen Teil der Flotte, und nur mit Mühe konnte der Kaiser die Reste des Heeres nach Spanien zurückführen.
Krieg gegen Karl hatte ferner einen dritten und vierten Krieg gegen
8roni1' Franz I. zu führen; erst11544 wurde ein Friede geschlossen, in dem Franz endgültig auf Italien verzichtete.
Im nächsten Jahre kam auch ein W a s s e n st i l l st a n d mit S u l e i -man zustande, dem freilich ein großer Teil Ungarns mitsamt der Hauptstadt Ofen überlassen werden mußte. Karl V. konnte endlich daran denken, den lange geplanten Glaubenskrieg gegen die deutschen Protestanten zu söhnn.
C. vom schmallraldischen Kriege bis zum Augsburger Religionsfrieden. 1546—1555.
Der schmalkaldische Krieg. 1546—1547.
Gründe und § 118. Vorgeschichte des Krieges. Luthers Tod. Mit tiefstem Wider-Ä* willen hatte Karl das Anwachsen des Protestantismus gesehen, nicht als katholischer Christ allein, sondern auch als Kaiser; denn in jeder Kräftigung des Protestantismus muhte er eine Verstärkung des Widerstandes gegen seine kaiserliche Gewalt sehen. Er hoffte jetzt, durch einen glücklichen Krieg in Deutschland die Glaubenseinheit und zugleich das Ansehen des Kaisertums wiederherzustellen. Einen Anlaß zum Kriege bot ihm die Weigerung der evangelischen Fürsten das Konzil zu besuchen, das eben jetzt im Jahre
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Extrahierte Personennamen: Bockelson Karls_V. Karls_V. Karl_v Karl Karl Karl Franz_I. Franz Franz Karl_V. Karl_V. Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Tunis Tunis Algier Algier Spanien Italien Luthers Deutschland
Der Umsturz des absoluten Königtums und die Campagne in Frankreich.
185
Wenige Monate später trat der von den französischen Republikanern angestrebte Sturz des Königtums ein. Am 10. August 1792 ?nt-stand, ein Aufstand der von ihnen aufgeregten Arbeiterbevölkerung der Pariser Vorstädte. Die Aufständischen drangen in das Königsschloß, die T u i l e r i e n, ein. Der König verbot seiner treuen Schweizergarde zu feuern, die Schweizer wurden hingemordet; die königliche Familie entfloh und rettete sich nach dem Sitzungsgebäude der Nationalversammlung. Diese gewährte ihr eine Zuflucht, faßte aber zugleich entscheidende Beschlüsse, welche die Aufrichtung der Republik vorbereiteten. Eine neue Versammlung, der Nationalkonvent, sollte gewählt werden, um eine neue republikanische Verfassung zu schaffen. Der königlichen Familie wurde ein Zufluchtsort im T e m p l e, einem früheren Ordenshause des Templerordens, angewiesen.
Der Sturz des Königtums hatte ein furchtbares Nachspiel. Zu Beginn des Septembers wurde durch Pöbelbanden eine große Menge von Ver- ™em?ef hafteten, Priester, Schweizer, Adlige, ja auch Frauen und Kinder, in den morte" Gefängnissen hingemordet. Es war der Ansang der Herrschaft des Schreckens.
§ 194. Die Campagne in Frankreich 1792. Indessen war ein 1792.
preußisch-österreichisches Heer in Frankreich eingebrochen. Den Oberbefehl führte der preußische General Herzog Karlvonbraunschweig,der ein Neffe des Prinzen Ferdinand von Braunschweig war und ebenfalls bereits im siebenjährigen Kriege mitgefochten hatte. Auch Friedrich Wilhelm Ii. war im Lager anwesend, ebenso Herzog Karl August von Weimar und in dessen Gefolge Goethe, der diese „Campagne" beschrieben hat. Aber der Feldzug war ergebnislos. Schlecht geführt, durch ungünstige Witterung und Krankheiten hart mitgenommen, trat das Heer den Rückzug an.
Nunmehr begannen die Franzosen den Angriff. Durch eine siegreiche Schlacht eroberten sie die österreichischen Niederlande, das heutige run0en‘ Belgien. Zugleich drang ein französisches Heer vom Elsaß her in die deutschen Rheinlande ein und nahm Mainz. So begann die Periode der erobernden Ausbreitung des französischen Volkes; „Krieg den Palästen,
Friede den Hütten" war die Losung. Diese Periode hat bis zum Beginn der Befreiungskriege gedauert.
Die nächste Folge dieser Eroberungspolitik war die Bildung eine* Ld. europäischen Koalition gegen Frankreich, die Österreich, Preußen, England, Holland, Spanien und Sardinien umfaßte. So. entstand der erste Koalitio ns krieg.
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Extrahierte Personennamen: August Karlvonbraunschweig Ferdinand_von_Braunschweig Ferdinand Friedrich_Wilhelm_Ii Friedrich Wilhelm Karl_August_von_Weimar Karl August Goethe
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankreich Frankreich Belgien Rheinlande Mainz Frankreich England Holland Spanien Sardinien
Vy*f\ Va/^^z !/[/ !//’(/ J\Ajv 'u\7 y{/^
190 Das Zeitalter der Zerstörung des alten und der Entstehung de- neuen Reich».
schloß ein österreichisches Heer in Mantua ein, das er zu belagern begann. Alle Entsatzheere, die herannahten, schlug er und zwang die Festung zur Kapitulation. Dann drang er, obwohl ihm nunmehr der Erzherzog Karl entgegengestellt wurde, in die Alpen ein und gelangte bis in das Murtal. Da begann Österreich im Jahre 1797 Friedensverhandlungen, deren Er-«Äp°fo?mtogebnis der Friede von Campoformio (in Venetien) war. Kaiser 1797. Franz gab seine Zustimmung dazu, daß das linke Rheinuser vom deutschen Reich abgetreten würde; auch das bisher österreichische Belgien wurde Frankreich einverleibt; aus Mailand und anderen italienischen Gebieten wurde eine cisalpinische Republik gebildet. Dafür erhielt Österreich den größeren Teil des Gebiets der Republik Vjjt edjjjy der Bonaparte den Untergang bereitete.
Napoleons Fcldzug nach Ägypten und Staatsstreich.
§ 199. Der Feldzug nach Ägypten. Jetzt stand nur noch E n g l a n d gegen Frankreich unter den Waffen. Da eine Landung in England selbst als ein zu schwieriges Unternehmen erschien, so faßte Bonaparte den Plan, diesen See- und Kolonialstaat dadurch zu schädigen, daß er Ä g t) p t e n besetzte und so die Verbindung Englands mit Indien, dem wichtigsten Teile seiner Kolonien, unterbräche; zugleich hoffte er, so eine wertvolle Erwerbung für Frankreich machen zu können. 1798 fuhr er ab. Unterwegs landete er in Malta, das bisher dem Johanniterorden gehört hatte, und besetzte die Znsel7 Dann gelang es ihm, von dem englischen Admiral Nelson unbemerkt, bei Alexandria zu landen. Er besiegte daraus die Reiterscharen ^der Mamelucken, welche Ägypten beherrschten, in einer Schlacht bei den Py^ra -mid en, von denen, wie er seinen Soldaten zurief, „vier Jahrtausende auf sie herabsahen", und zog in Kairo ein. Indessen aber hatte"nelson seine auf Dbukir. her Reede von A b n k i r liegende Flotte angegriffen und vernichtet. So war das französische Heer von der Heimat abgeschnitten.
Da ihm jetzt auch die Türkei den Krieg erklärte, so machte Bonaparte ^zu^ nach einen Einfall nach Syrien, der aber mißglückte. Nach Ägypten zurückgekehrt, faßte er den Entschluß, sein Heer zu verlassen. Er entging den Wachschiffen der Engländer und landete im Herbst 1799 in der Provence.
1799 § 200. Napoleons Staatsstreich. In Frankreich fand Napoleon eine
tiefe und allgemeine Mißstimmung über die Regierung des Direktoriums vor. Da stürzte er sie durch den Staatsstreich vom 18. B r n m a i x c (9. No-ve°faffung° vember) und gab dem Lande eine neue Verfassung. Als er st er Konsul
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Campoformio Franz Franz Napoleons Admiral_Nelson Bonaparte Napoleons Napoleon
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vt, Amf-i /3
> ' /'t Der zweite Koalikiottskrieg und der Umsturz der deut^en Reichsversassung.
trat er selbst mit außerordentlicher Machtvollkommenheit an die Spitze Frankreichs; zwei andere Konsuln standen ihm zur Seite, waren aber ohne Macht. Der erste Konsul befehligte die Heere, ernannte die Beamten, beeinflußte die Gesetzgebung. So schloß die französische Revolution, die
Napoleon sich rühmen konnte beendet zu haben, mit der Aufrichtung der
Militärdiktatur.
Ii. Die Aufrichtung der napoleonischen Weltherrschaft.
1799 —1812.
Der zweite Koalitionskrieg und der Umsturz der deutschen Reichsverfaffnng.
§ 201. Der zweite Koalitionskrieg. Inzwischen war eine neue 1798 brs Koalition gegen Frankreich entstanden, die Seele des neuen Bundes war der englische Minister Pitt, der Sohn des Staatsmannes, der einst den Bund mit Friedrich dem Großen schloß. England, Österreich und Rußland, wo seit dem Tode Katharinas Ii. Paul i. regierte, waren die verbündeten Staaten. Preußen, wo seit 1797 der friedliebende Friedrich Wilhelm Iii. auf dem Throne faß, schloß sich von der Koalition aus.
Anfangs kämpften die Verbündeten glücklich. 1800 aber trug Napoleon, Marengo und nachdem er mit seinem Heere den großen St. Bernhard überschritten hatte' ^lsoa™" beimarengo einen Sieg über die Österreicher davon, und am Schluß desselben Jahres siegte der General Müngu, der in Süddeutschland eingedrungen war, bei H o h e n l i n d e n östlich von München. Daraus wurden Verhandlungen angeknüpft, die zu Beginn des Jahres 1801 zum F r i e b e n vonlnn 6 ville führten. In biefent würde der Friebe von Campoformio im allgemeinen bestätigt; das linke Rhetnufer würde von neuem abgetreten.
§ 02. Der Umsturz der deutschen Reichsderfossung. In bet Friedens-u , roor bestimmt worden, daß diejenigen deutschen Staaten, welche durch die Abtretung des linken Rheinufers einen Gebietsverlust erlitten, auf' dem rechten Ufer entschädigt werben sollten. Bei bent deutschen «nt««. Reichstag, der noch immer in Regensburg tagte, wurden die Verhandlungen^"' geführt; es war ein unwürdiges Schauspiel, wie so viele deutsche Fürsten sich um die Gunst bestechlicher französischer Staatsmänner bewarben, deren Fürsprache entscheidend ins Gewicht fiel. Die Gebiete der geistlichen Fürsten wurden fast sämtlich eingezogen (säkularisiert), ebenso mit wenigen Ausnahmen die Reichsstädte. So wurden zwei wichtige Glieder des
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Frankreich England Katharinas Rheinufers Regensburg
200
Das Zeitalter der Zerstörung des alten und der Entstehung des neuen Neichr.
stand nicht anerkannt; in kühnem Zuge führte er seine Truppen quer durch Norddeutschland hindurch und erreichte die Wesermündung, von wo ihn englische Schiffe nach England führten. Auch die Tiroler wollten sich im Vertrauen darauf, daß ihr Kaiser Franz sie nicht verlassen werde, dem Friedensschlüsse nicht unterwerfen und griffen noch einmal zu den Waffen. Aber sie wurden von bayrischen, französischen und italienischen Truppen unterworfen; Andreas Hofer wurde in seinem Versteck, einer hoch über dem Passertale gelegenen Sennhütte, aufgefunden und in Mantua erschossen.
§ 210. Napoleons Weltherrschaft. Napoleon hatte jetzt die Höhe seiner Macht erreicht. Friedrich Wilhelm Iii., der zwar an dem letzten Kriege nicht teilgenommen, aber dennoch durch seine Maßregeln seinen Verdacht erregt hatte, wurde genötigt aus Königsberg, wo er bisher residiert hatte, in das von französischen Festungsgarnisonen umgebene Berlin zurückzukehren. Im nächsten Jahre, 1810, traf den gedemütigten König und das unglückliche Land ein neuer schwerer Schlag: in blühendem Alter starb die Königin kur<$ den Niedergang Preußens tieferschütterte Königin Luise. „Ich bin Luise, tüte vom Blitz getroffen", schrieb damals Blücher; „Gott im Himmel, sie muß vor uns zu guht gewesen sein."
Indessen schien sich O st e r r e i ch, wo nunmehr Graf Metternich der leitende Minister war, ganz an den Weltherrscher anschließen zu wollen. Im Jahre 1810 vermählte sich Napoleon, nachdem er sich von seiner Ge-Marie^ Luise mahlin Josephine geschieden hatte, mit Marie Luise, der Tochter des Österreich. Kaisers Franz. Und diese schenkte ihm 1811 den ersehnten Thronerben, der den Titel eines Königs von Rom erhielt.
Immer rücksichtsloser vergrößerte unterdessen Napoleon sein Reich. Im Süden verleibte er ihm jetzt auch Rom ein, von wo er den Papst als Gefangenen wegführen ließ. Ferner vereinigte er, nachdem sein Bruder ?äm!n/des' Ludwig freiwillig die Krone von Holland niedergelegt hatte, Holland schm Reiches f010*6 9an8e deutsche Nordseeküste nebst den drei Hanse st ädten mit Frankreich, das nunmehr bis zum Garigliano und bis zur Trave reichte.
«ründe^jum 5 gll. Der russische Feldzug. Während Napoleons Politik immer gewaltiger wurde, erkaltete sein Verhältnis zu Alexander von Rußland. Dieser konnte die ungeheure Vergrößerung des französischen Weltreiches nicht ruhig mit ansehen; daß auch Oldenburg, dessen Herzöge
Der französisch-russische Krieg. 1812.
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Das Zeitalter der Zerstörung drs alten und der Entstehung des neuen Reichs.
gelang, die verletzte Eitelkeit der Franzosen auf diese Weise zu befriedigen. Nachdem seine Forderung einer Gebietsentschädigung im Jahre 1866 von Der^luxem- Bismarck zurückgewiesen worden war, versuchte er 1867 das Grohherzogtum Handel. Luxemburg zu erwerben, das damals in Personalunion mit dem Königreich der Niederlande stand. Der König der Niederlande war bereit, das Land an Frankreich zu verkaufen. Nun war aber Luxemburg zur Zeit des deutschen Bundes Bundesfestung gewesen, und es stand dort auch jetzt noch eine preußische Besatzung. So drohte bereits ein Zusammenstoß. Doch kam es durch die Vermittelung der europäischen Mächte zu einem Vergleich. Frankreich verzichtete auf den Kauf des Landes, Preußen aber zog seine Besatzung zurück.
Äriesitiot' Indessen bestärkte sich in Napoleon die Überzeugung von der Unver-»-rr'mngen. ^bidlichkeit eines Krieges mit Preußen. Gr war auf Vermehrung seiner Armee bedacht, die freilich nur sehr unvollkommen durchgeführt wurde, und bewaffnete die Infanterie mit einem neuen, weittragenden Gewehr, dem Chassepot-Gewehr. Er sah sich ferner nach Bündnissen um. Mit Öfter-reich, wo jetzt Beust, der frühere sächsische Minister, als Reichskanzler die Regierung leitete, und mit Italien, dessen König Viktor Etttcnutel sich Napoleon persönlich verpflichtet fühlte, knüpfte er Unterhandlungen an, die zwar nicht zu einem geschriebenen Bündnis, aber zu militärischen Verabredungen führten.
otoss1 Es kam nun darauf an, den Anlaß zu einem Kriege zu finden; und Hohenjollerir^efer schien sich aus der spanischen Thronfolgefrage zu er-»onvaiüen. 9eben- Mre 1868 war die spanische Königin Jsabella durch eine Revolution gestürzt worden; um den inneren Wirren ein Ende zu machen, bot die spanische Regierung die Krone dem Prinzen Leopold von Hohenzollern an. Dieser war der älteste Sohn des Fürsten von Hohenzollern; sein Bruder Karl war im Jahre 1866 zum Fürsten von Rumänien gewählt worden, hatte die Wahl angenommen und in dem verwahrlosten Lande eine segensreiche Wirksamkeit begonnen. Prinz Leopold hatte die Rechte eines preußischen Prinzen, war aber mit dem preußischen Königshause nicht näher verwandt; dagegen stand er zu Napoleon in verwandtschaftlichen Beziehungen, war übrigens katholisch. Längere Zeit zögerte der Prinz, obwohl ihm sein Vater und auch Bismarck rieten, die Krone anzunehmen; im Juni 1870 erst erklärte er seine Bereitwilligkeit sie anzunehmen und teilte diesen Entschluß dem König Wilhelm mit, der ihm seine Genehmigung nicht versagte.
Kaum aber wurde diese Angelegenheit bekannt, als in Frankreich eine von der Regierung geschürte ungeheure Entrüstung darüber ausbrach, daß
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